Das Haus
der Mutter
von Joseph Zoderer
Eine Koproduktion des Stadttheaters Bruneck mit den Vereinigten Bühnen Bozen und dem Theater in der Altstadt Meran
Eine alte Frau beginnt mit Kartons ein Haus zu bauen, sie hustet und hält immer wieder inne, da sie ein Rauschen hört. Dann beginnt sie zu erzählen. Sie springt in der Zeit, ist plötzlich mittendrin im Kriegsgeschehen und sitzt mit ihren beiden Kindern Lore und Florian im Luftschutzkeller, allein, denn ihr Mann ist an der Front. Allein, fern der Heimat, zu spät haben sie nämlich erkannt, dass das Optieren für das Deutsche Reich ihnen nicht das verheißene gute Leben bringt. Sie erinnert sich an das große Glück, als Hannes aus dem Krieg kam und sie gemeinsam in die Heimat zurückkehrten. Während des Erzählens baut sie weiter an ihrem Haus, heimlich, denn die Kinder würden sie nicht verstehen, glaubt doch auch niemand an das Rauschen, das immer lauter und unerträglicher wird.
In der Erzählung „Das Haus der Mutter“ blickt Joseph Zoderer aus der Perspektive der Mutter auf die Geschichte Südtirols des letzten Jahrhunderts. Zwischen Heute und Damals verwischen die Grenzen. Die Stimmen der beiden Kinder brechen immer wieder in die Welt ihres „Mamele“ und bringen deren Perspektive ins Wanken. Sabine Göttel, die bereits „Die Walsche“ für die Vereinigten Bühnen Bozen adaptierte, zeichnet auch diesmal für die Theaterfassung verantwortlich.
Joseph Zoderer *1935 in Meran, lebt als freier Schriftsteller in Bruneck. Studium der Rechtswissenschaften, Philosophie, Theaterwissenschaften und Psychologie in Wien. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Ehrengabe der Weimarer Schillerstiftung (2001), Hermann-Lenz-Preis (2003) und Walther-von-der-Vogelweide-Preis (2004). Er veröffentlichte drei Gedichtbände und zahlreiche Romane, u.a. „Das Glück beim Händewaschen“, „Die Walsche“, „Dauerhaftes Morgenrot“ und „Die Farben der Grausamkeit“. 2015 wurde er zum „Ehrenbürger der Stadt Meran“ ernannt.
Gefördert von Südtirol Bank AG
Nach Engagements in Deutschland und der Schweiz war Eleonore Bürcher bis 2014 ständiges Ensemblemitglied des Tiroler Landestheaters. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit studierte sie von 1984 bis 1989 Komparatistik und Germanistik an der Uni Innsbruck. Eleonore Bürcher spielte fast alle großen Frauenrollen, etwa Königin Elisabeth in Maria Stuart, Blanche in Endstation Sehnsucht, Ranjewskaja im Kirschgarten und die Titelrolle in Grillparzers Medea. Sie ist außerdem seit über 30 Jahren für den ORF als Mitwirkende bei Hörspielen und Lesungen tätig. Eleonore Bürcher erhielt 2009 das Ehrenzeichen für Kunst und Kultur der Stadt Innsbruck und wurde 2011 mit dem Nestroy Publikumspreis geehrt. 2013 wurde ihr für ihr künstlerisches Schaffen der Tiroler Adler Orden in Gold verliehen.
begann seine Theatertätigkeit am Berliner Ensemble mit Regie- und Dramaturgieassistenzen sowie als Pressedramaturg an den Landesbühnen Sachsen. Er studierte Kultur- sowie Theaterwissenschaften, war u.a. Schauspieldramaturg am Theater Greifswald, Spielleiter am Tiroler Landestheater Innsbruck und Intendant des Jungen Theaters Göttingen. Seit Jahren inszeniert Schilling erfolgreich an verschiedensten Bühnen Südtirols, Deutschlands und Österreichs, er ist Künstlerischer Leiter der Projektgruppe FABRIK AZZURRO.
„Mit Joseph Zoderer verbindet mich ob unserer ländlichen Verwurzelung eine Art Seelenverwandtschaft und so freue ich mich immer wieder, Neues von ihm zu hören, lesen oder zu sehen. Die Auseinandersetzung in der Erzählung „Das Haus der Mutter“ mit dem „Damals“, das zu unserer Identität beigetragen hat, regt zum Nachdenken an, gibt sicherlich neue Impulse und weitet – so meine Überzeugung – wohl auch
den Horizont.“
„Ich bin besonders gespannt auf „Das Haus der Mutter“ von Joseph Zoderer. Es gibt einen Südtirolbezug und es inszeniert mein Lieblingsregisseur, Torsten Schilling.“
Irene Dejaco