Das weite Land
von Arthur Schnitzler
Der erfolgreiche Fabrikant Friedrich Hofreiter gehört nicht zu den Menschen, denen leicht etwas nahe geht. Als der befreundete Pianist Alexei Korsakow sich nach einem gemeinsamen Billard-Abend jedoch erschießt, lässt ihn das nicht mehr kalt. Aus einem Abschiedsbrief an Hofreiters Frau Genia geht das wahre Motiv für den Selbstmord hervor: Sie hatte sich einer Affäre mit dem Pianisten verweigert. Nun ist der Freund tot. Friedrich Hofreiter macht Genia deswegen schwere Vorwürfe, er fühlt sich von der Standhaftigkeit und Untadeligkeit seiner Frau regelrecht bedroht. Selbst hat er gerade eine Affäre mit der Bankiersgattin Adele Natter beendet und bricht mit Doktor Mauer auf in die Dolomiten. Inmitten der Bergidylle stürzt er sich Hals über Kopf in ein neues Abenteuer, während sich Genia zuhause mit dem jungen Otto einlässt, dem Sohn einer guten Freundin. Als Friedrich Hofreiter bei seiner Rückkehr Zeuge eines nächtlichen Rendezvous wird, fordert er den jungen Mann zum Duell.
„Dieses wird bleiben – ja man könnte fast sagen: es wird kommen“, notierte Schnitzler 1915 selbstbewusst über sein Meisterwerk. Mit skeptischer Ironie und psychologischer Präzision zeichnet er ein differenziertes Bild der gut situierten Gesellschaft des Fin de siècle. Schnitzlers Menschen sind komplizierte Subjekte, sie bemühen sich sehr um die intakte Fassade ihres Glücks, aber es hat so vieles zugleich Raum in ihnen: Liebe und Betrug, Treue und Treulosigkeit – „Ja, die Seele ... ist ein weites Land“.
Arthur Schnitzler *1862 in Wien, ist der bedeutendste österreichische Schriftsteller der Jahrhundertwende. Er studierte Medizin, gab den ungeliebten Beruf jedoch bald auf, um sich ganz seiner literarischen Karriere zu widmen. Dem breiten Publikum wurde er durch sein Burgtheaterdebüt mit „Liebelei“ (1895) bekannt. Seine bis heute größten Bühnenerfolge sind „Der einsame Weg“ (1904), „Das weite Land“ (1911), „Professor Bernhardi“ (1912), „Reigen“ (1920), „Leutnant Gustl“ (1900) und „Fräulein Else“ (1924). Schnitzler starb 1931 in Wien.
Bettina Bruinier *1975, studierte Opern- und Schauspielregie an der Bayerischen Theaterakademie August Everding in München. Nach Assistenzen am Staatstheater Kassel und am Deutschen Theater Berlin ist sie seit 2005 als freie Regisseurin tätig. Sie realisierte sowohl Stückentwicklungen als auch Uraufführungen, Romanadaptionen, psychologische Dramen sowie klassische Stoffe in Heidelberg, Dresden, Jena, München, Berlin und Karlsruhe. 2008 erhielt sie beim Festival „radikal jung“ den Publikumspreis für die Umsetzung von Juli Zehs Roman „Schilf“. 2009-2011 war sie Hausregisseurin am Schauspiel Frankfurt. Seit 2011 inszeniert sie auch an der Semperoper Dresden, zuletzt „La clemenza di Tito/Titus“ von W. A. Mozart.
Stadttheater Bozen / Großes Haus
Im Kino zu Gast
Eyes Wide Shut
„Eyes Wide Shut“ ist der letzte Film des großen USamerikanischen Regisseurs Stanley Kubrick, wenige Tage nach Fertigstellung des Schnitts starb er im März 1999. Es handelt sich um die bildstarke Verfilmung von Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“ (1925) mit Nicole Kidman und Tom Cruise in den Hauptrollen: Der Arzt Dr. Bill Harford und seine Frau Alice führen eine ganz normale Ehe, bis Alice ihrem Mann gesteht, dass sie ihn einmal beinahe betrogen hätte. Dies stürzt Bill in eine Krise und führt ihn auf eine Odyssee zwischen Traum und Wirklichkeit durch das nächtliche New York.
Einführung Ina Tartler
20.02.2013 — 20 Uhr
Im Filmclub Bozen
In Zusammenarbeit mit Filmclub Bozen