Zum Stück
Koproduktion mit dem Theater an der Effingerstrasse Bern
Der Pferdehändler Michael Kohlhaas gilt als ehrbarer Geschäftsmann und guter Staatsbürger. Als er auf dem Weg zum Viehmarkt an der Burg des Junkers Wenzel von Tronka vorbeikommt, versperrt ihm plötzlich ein Schlagbaum den Weg. Er wird genötigt, zwei Pferde als Pfand zurückzulassen, während er einen Pass besorgen muss. Als er erfährt, dass die Geschichte mit dem Pass ein Märchen ist, kehrt er zur Burg zurück und findet seine Pferde abgemagert wieder. Nun fordert er Gerechtigkeit, doch diese wird ihm verwehrt, also hebt er in Selbstjustiz zu einem erbitterten Rachefeldzug gegen Willkür und Macht an. Erst als Luther ihn zum Innehalten auffordert, will Kohlhaas wieder den Rechtsweg einschlagen, doch was ist Recht und Gerechtigkeit?
„Michael Kohlhaas“ aus dem Jahr 1810 gehört zu den bekanntesten Erzählungen Kleists. Das Spannungsverhältnis zwischen Recht und Unrecht, Widerstand und Ohnmacht zeigt die Zerbrechlichkeit des Menschen und die Widersprüchlichkeit der Welt auf. Der Fall Kohlhaas polarisiert: Für die einen ist er ein konsequenter Rebell für die anderen ein Terrorist. In einer zeitgemäßen Fassung schlagen die VBB den Bogen zur Gegenwart, in der der Kampf des Individuums gegen die Obrigkeit an der Tagesordnung steht.
Heinrich von Kleist *1777 in Frankfurt/Oder, zählt zu den größten Dramatikern, Erzählern und Lyrikern seiner Zeit. Mit 15 Jahren trat er ins Militär ein, nahm 1796 am Rheinfeldzug teil und schied 1799 freiwillig aus dem Dienst aus. Nach mehreren abgebrochenen Studien fand Kleist seine Berufung in der Dichtung. Er schrieb sieben Theaterstücke, u.a. „Der zerbrochne Krug“, „Amphitryon“ und „Penthesilea“ sowie acht Erzählungen. Die Kulturzeitschrift „Phöbus“ und die „Berliner Abendblätter“, die er gemeinsam mit Adam Müller herausgab, wurden nach kurzer Zeit eingestellt. Finanziell ruiniert und an den Lebensumständen verzweifelt nahm er sich 1811 das Leben.
Alexander Kratzer *1971 in Innsbruck, lebt als Regisseur, Autor und Schauspieler in Innsbruck und Bozen. 2001-2004 Ensemblemitglied am Tiroler Landestheater Innsbruck. Künstlerischer Leiter des Theaters StromBomBoli. Zahlreiche Engagements als Regisseur und Schauspieler u.a. am Theater Phönix Linz, Tiroler Landestheater Innsbruck, Schauspielhaus Salzburg, Innsbrucker Kellertheater, Theater des Kindes Linz, Stadttheater Bruneck, Theater an der Effingerstrasse Bern, Volkstheater Wien. An den Vereinigten Bühnen Bozen inszenierte er die Uraufführungen „Der Koffer“ von Thomas Raab und „Option. Spuren der Erinnerung“.
Stadttheater Bozen / Studio
Im Kino zu Gast
Amour Fou
Regie: Jessica Hausner
„Amour Fou“ erzählt von den letzten Wochen im Leben des Dichters Heinrich von Kleist und seiner Suche „nach einer Partnerin nicht für das Leben, sondern für das Sterben“. Jessica Hausner entwirft in dieser „romantischen Komödie“ ein detailreiches Bild jener Zeit und verleiht den Figuren Unmittelbarkeit und Lebendigkeit, Witz und Komik.
Einführung: Elisabeth Thaler
Im Anschluss: Skype-Gespräch mit Regisseurin Jessica Hausner
07.01.2015 — 20 Uhr
Filmclub Bozen
In Zusammenarbeit mit Filmclub Bozen und Female Views