Mother Song
von Mokhallad Rasem
Koproduktion mit dem Toneelhuis Antwerpen und dem Landestheater Niederösterreich
Der Nahe Osten ist ein Pulverfass. In einigen Ländern erfährt die Zivilbevölkerung das schlimmste Leid. „Mother Song“ betrachtet die Folgen der Kriege aus der Perspektive der Frauen. Zur Recherche ist der irakisch-belgische Regisseur Mokhallad Rasem vor Probenbeginn in Krisengebiete gereist und hat dort mit Frauen gesprochen, die buchstäblich alles verloren haben: Kinder, Ehemänner, Lebensgrundlagen. Seine Reise führte ihn von Bagdad nach Damaskus und Aleppo und in ein Flüchtlingslager an der Grenze zum Libanon. Mokhallad Rasem hat Frauen an Gräber begleitet, ihre zerbombten Häuser gesehen, ihr Leben im Lager und ihre Rituale kennengelernt. Seine Bild- und Tonaufzeichnungen sowie Textstellen aus antiken Dramen bilden die Ausgangsbasis für die Theaterperformance mit einem vielseitigen und internationalen Frauenensemble. Wie „Die Troerinnen“ des Euripides beginnt die Theaterperformace „Mother Song“ nach der Zerstörung: Kriegsopfer verlassen ihre „tote Stadt“. Das Schicksal der Frauen ist ungewiss. Ihre Ehemänner, Eltern und Kinder sind tot. Wir hören eine Textstelle aus Aischylos’ „Sieben gegen Theben“. Die Gültigkeit der antiken Texte verbindet die alte Tragödie mit heutigen Bürgerkriegen, zerstörten Städten und Flüchtlingscamps der Gegenwart. Hier leben Frauen mit unbewältigbarer Vergangenheit, im Chaos der Gegenwart, mit offener Zukunft. Gemeinsame Rituale helfen, mit dem bodenlosen Schmerz umzugehen, erste Schritte zurück ins Leben zu finden.
Mokhallad Rasem *Bagdad, Schauspieler und Regisseur, arbeitete zunächst am irakischen Nationaltheater, bevor er sich 2006 in Antwerpen niederließ. 2013 erhielt er eine feste Position als Regisseur am renommierten Toneelhuis. Im gleichen Jahr gewann er mit „Romeo und Julia“ beim „Young Directors Project“ der Salzburger Festspiele. Seither zahlreiche Inszenierungen. 2016 war er mit den Performances „Waiting“ und „Body Revolution“ gemeinsamer Gast von transart und den Vereinigten Bühnen Bozen.v
Stadttheater Bozen / Studio
Wir bieten im Anschluss an die Vorstellung am Freitag, den 6. April 2018 ein Publikumsgespräch mit dem Ensemble an.
Stadttheater Bozen, Studio, ca. 21.15 Uhr
Mit freundlicher Unterstützung des Österreichischen Kulturforums Mailand
Mein Lieblingsort ist ...
Amsterdam juiii!
Hanna Binder ist eine deutschsprachige Schauspielerin, die in Rumänien geboren wurde. Sie studierte an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin und spielte seit ihrem Abschluss am Maxim Gorki Theater, Theater St. Gallen, Volkstheater Wien, Schauspielhaus Frankfurt, Schauspielhaus Zürich, bei den Wiener Festwochen, am Werk X in Wien und an zahlreichen anderen Theatern. Eigene Arbeiten entstanden in der Tankstell St. Gallen, am Hundsturm Wien und im TAF Bad Nauheim. Sie singt als Barby Bonda in diversen Bands und bekam mit der Musikgruppe „Bruce Springsteen (Angefragt)" auf Facebook bisher 7 „Gefällt mir“ Angaben. 2013 war sie nominiert für den Nestroy Theaterpreis als „Bester Nachwuchs“ und 2014 als „Beste Schauspielerin“. 2014 erhielt sie den Dorothea Neff Nachwuchs Preis.
Die Künstlerin, Musikerin, Performerin und Regisseurin stammt aus Aleppo. In Syrien und Dubai arbeitete sie vorwiegend als Regisseurin und Musiklehrerin für Kinder. Für ihre Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet. 2016 ist sie mit ihrer Familie nach Belgien geflüchtet. Unterstützt durch ein Stipendium konnte sie an der Filmhochschule in Antwerpen ihr Studium mit einem politischen Film über Syrien abschließen. Derzeit arbeitet Ghannoum an einem Kurzfilm, der 2018 gedreht werden soll. Gemeinsam mit ihrer Familie betreibt Ghannoum ein kleines syrisches Restaurant namens DILBI FALAFEL in Antwerpen.
Geboren 1979 in Nürnberg. Sie studierte zunächst Musikwissenschaften und Neuere deutsche Literatur an der Humboldt-Universität Berlin (M. A. 2004) und dann Schauspiel an der HfS „Ernst Busch“ in Berlin. Während des Studiums gastierte sie u.a. am Deutschen Theater Berlin, am Thalia Theater Hamburg und am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Von 2007 bis 2011 war sie Ensemblemitglied am Schauspielhaus Wien und spiele u. a. in Inszenierungen von Felicitas Brucker, Jette Steckel, Alexander Charim und Sebastian Schug. Von 2011 bis 2016 gehörte Bettina Kerl zum Ensemble des Düsseldorfer Schauspielhauses und arbeitete dort u. a. mit Stéphane Braunschweig, Oliver Reese, Roberto Ciulli, Oliver Frljic, Nora Schlocker und Alia Luque zusammen. Am Tanzhaus NRW gastierte sie in der Düsseldorfer Version von Jérome Bels „Gala“. Neben ihrer Tätigkeit am Theater wirkte sie in Kinoproduktionen sowie in Hörspielen des WDR mit.
Tijen Lawton lebt in Antwerpen und ist Tänzerin, Performerin und Dozentin. Ihre Kindheit verbrachte die Tochter einer türkischen Mutter und eines britischen Vaters in mehreren Ländern und Kulturen. Sie studierte Tanz in Istanbul, London sowie an der Juilliard School New York. 1998 begann ihre intensive Zusammenarbeit mit der Needcompany, Jan Lauwers und Grace Ellen Barkey, mit denen sie 15 Jahre lang tanzte, entwickelte und um die Welt tourte. Seit 2010 arbeitet sie mit einigen anderen Companien zusammen. Sie unterrichtet Tanzstudierende an Hochschulen in Antwerpen, Brüssel, Istanbul und Budapest und entwickelt ein Soloprogramm.
ANNA UNTERBERGER gebürtige Boznerin, absolvierte 2009 ihre Schauspielausbildung am Konservatorium Wien und war daraufhin zwei Jahre Ensemblemitglied am Salzburger Landestheater. Schon während des Studiums spielte sie in der Kinoverfilmung von George Taboris Theaterstück „Mein Kampf“ an der Seite von Götz George das Gretchen, worauf weitere Engagements für Kinofilme folgten. Seit 2011 lebt sie als freischaffende Schauspielerin in Berlin und war in verschiedenen Film- und Theaterproduktionen zu sehen. Auf der Bühne u.a. an den Vereinigten Bühnen Bozen, am Stadttheater Klagenfurt, bei den Sommerspielen Perchtoldsdorf mit Rollen wie das Käthchen in „Käthchen von Heilbronn“, Erna in Schnitzlers „Das weite Land“ oder Franziska in „Minna von Barnhelm“. Erst kürzlich fand die Kinopremiere von Andreas Dresens Film „Gundermann“ statt, in dem sie an der Seite von Alexander Scheer die weibliche Hauptrolle spielt. An den Vereinigten Bühnen Bozen spielte sie zuletzt in „Mother Song“.
*in Bagdad, Schauspieler und Regisseur, arbeitete zunächst am irakischen Nationaltheater, bevor er sich 2006 in Antwerpen niederließ. 2013 erhielt er eine feste Position als Regisseur am renommierten Toneelhuis. Im gleichen Jahr gewann er mit „Romeo und Julia“ beim „Young Directors Project“ der Salzburger Festspiele. Seither zahlreiche Inszenierungen. 2016 war er mit den Performances „Waiting“ und „Body Revolution“ gemeinsamer Gast von Transart und den Vereinigten Bühnen Bozen.
Rasem treibt die Darstellerinnen bis zur körperlichen Erschöpfung [...], er entwirft mit ein paar Handgriffen Bilder von Flucht und Vertreibung, der Platz zum Leben reduziert sich auf einen Teppich...
FF - 12.04.2018
Georg Mair
Der symbolträchtige Ablauf folgt wohl einem typischen, realen Schema: Flucht der Überlebenden, Bewusstwerden der eigenen Verluste und Totenklage, Rückkehr ins Leben entlang eines zarten Hoffnungsstrahls.
Zett - 08.04.2018
Edith Moroder
Es schnürt einem die Kehle zu, während die vermeintlichen Kriegerinnen ihre Waffen ablegen und sich in gebeugte Schatten ihrer selbst verwandeln...
Tageszeitung - 07.04.2018
Adina Guarnieri
Durch wenige Worte und minimale Handlung werden die Emotionen und Eindrücke der Frauen in Kriegsgebieten an die Zuschauer übermittelt.
Dolomiten - 07./08.04.2018
Silvia Obwexer
Die Stimmen der Frauen - Interview mit Regisseur Mokhallad Rasem
Barfuss - 05.04.2018
Lisa Maria Kager
Die Schauspielerin Anna Unterberger im Gespräch zum neuen Theaterstück des Regisseurs Mokhallad Rasem.
Salto.bz - 01.04.2018
Martin Hanni
C'è anche una ragione filosofica dietro a questo progetto: portare a termine una missione. Ovvero portare sul palco la diversità in modo altamente visuale.
Alto Adige - 31.03.2018
Daniela Mimmi
Die Zuschauer werden Zeugen archaisch wirkender, sehr langsam ablaufender Rituale allmählicher Enttraumatisierung. Ein Anflug von Trost: Nach dem Überleben wächst wieder Hoffnung...
NÖN - 06.03.2018
eb.
Die Figuren bewegen sich meist langsam wie Gespenster, manchmal bricht körperlich heftig der Schmerz aus ihnen. [...] Es bleiben gewollt ästhetische Bilder, Töne und Gesten.
Der Standard - 05.03.2018
Michael Wurmitzer
„Einen Aufschrei gegen den Krieg, gegen Gewalt und die Unterdrückung von Frauen“, wollte Rasem auf die Bühne bringen und dazu den Bogen von heutigen Krisenregionen bis zurück in die Antike spannen...
ORF Niederösterreich - 04.03.2018
noe.ORF.at
Die Ungebrochenheit des Dokumentarischen entfaltet tatsächlich Schockwirkung, und die meist reduzierte, zerdehnte Bewegung der Performerinnenkörper unterstreicht die menschliche Verwundbarkeit...
Nachtkritik - 03.03.2018
Leopold Lippert
Der irakische Regisseur Mokhallad Rasem verbindet in seinen Arbeiten häufig klassische Stoffe mit aktuellen Themen. Diesmal geht seine Vorlage zu den Ursprüngen europäischer Literatur zurück...
Die Presse - 01.03.2018
Norbert Mayer
„Ich freue mich besonders auf „Mother Song”, denn das Stück spiegelt die Gesellschaft mit weiblichem Blick und holt Stimmen auf die Bühne, die sonst vielleicht stumm blieben.“
Manuela Kerer