Zum Stück
Gehen oder bleiben — Knapp 235.000 deutschsprachige Südtiroler*innen standen 1939 vor der Option, dem Ruf Hitlers zu folgen und ins Deutsche Reich auszuwandern oder in Südtirol zu bleiben und ihre deutsche Sprache und Kultur aufzugeben. Der Riss ging durch viele Familien, entzweite Eltern und Kinder, Geschwister und Freunde. Entschied man sich zu gehen, war man ein Heimatverräter, weil man Grund und Boden verließ, auf dem schon die eigenen Väter gelebt hatten. Entschied man sich zu bleiben, war man ebenso ein Heimatverräter, denn man stellte sich so auf die Seite des italienischen Regimes. Über 80% wählten die deutsche Staatsbürgerschaft. 75.000 waren bereits bis 1943 ins Deutsche Reich gefahren, als die Aussiedlung mit der Besetzung Südtirols durch die Deutsche Wehrmacht gestoppt wurde.
75 Jahre Option war 2014 der Ausgangspunkt für dieses Projekt. Über 60 Zeitzeug*innen wurden dafür interviewt. Gemeinsam mit Schauspieler*innen sowie der Musicbanda Franui betreten heute vier Zeitzeug*innen live die Bühne und schlagen eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart. Dabei erklingen u.a. Lieder und Instrumentalstücke, die im Zuge der Option auf Tonband aufgezeichnet wurden und für diesen Abend neu arrangiert werden. Ein außergewöhnliches Theaterprojekt, das Spuren der Geschichte, der Erinnerung, des Lebens nachzeichnet.
Besetzung

GÜNTHER GÖTSCH der freischaffende Schauspieler und Sprecher, hat den Aufbau der Vereinigten Bühnen Bozen wesentlich mitgeprägt. Seit 1998 hat er diverse Engagements u.a. an Südtirols Städtetheatern in Meran, Bozen, Brixen und Bruneck, bei den Tiroler Volksschauspielen Telfs, im Waldviertler Hoftheater, am Staatstheater Nürnberg, bei den Freilichtspielen sowie den Passionsspielen Lana, am Teatro Stabile di Bolzano und im Rahmen von Alps Move. Zuletzt war er in „Grillenparz“ (Dekadenz Brixen) und der Musical-Comedy „Sex & the Country“ (Stadttheater Bruneck) zu sehen, als Volksschuldirektor in „Wer ohne Sünde ist/Chi è senza peccato“ (Carambolage Bozen) und als Valentin in „Die Wunderübung“ (Waldviertler Hoftheater). Als Sprecher arbeitet Günther Götsch eng mit Rai Südtirol zusammen. Seit 2015 kommt seine Stimme dort als „Station Voice“ zum Einsatz.

CHRISTINE LASTA Die Bruneckerin arbeitet seit 1994 als freie Schauspielerin mit Engagements in Bruneck (Stadttheater), Bozen (Vereinigte Bühnen Bozen und Carambolage), bei den Rittner Sommerspielen sowie den Freilichtspielen Unterland. An den Vereinigten Bühnen Bozen wirkt sie seit 2003 in zahlreichen Stücken mit, u.a. in „Illegal“ von Björn Bicker, der Erfolgsproduktion „Option. Spuren der Erinnerung“, „Stillbach oder Die Sehnsucht“, „Der Weibsteufel“, als Witwe in „antimortina“ und zuletzt als Smeraldina in „Der Diener zweier Herren“.

Garderobenselfie am Tiroler Landestheater.
Lukas Lobis geboren in Brixen, ist Schauspieler und Kabarettist. Engagements am Tiroler Landestheater, bei den Volksschauspielen Telfs, am Theater in der Altstadt Meran, an der Carambolage Bozen, am Stadttheater Bruneck und an der Dekadenz Brixen. Aufgrund seiner mittlerweile vier Soloprogramme sowie der Internet-Comedy „Ban Luis“ und „Die Wöchenschau“ auf stol.it ist er in Südtirol einem breiten Publikum als Kabarettist bekannt. Seit er 1998 erstmals als Figaro in „Der tollste Tag“ auf der Bühne stand, war er in einer Vielzahl an Produktionen der VBB zu sehen, u.a. in „Das weite Land“, „Das Ballhaus – Tanz durch ein Jahrhundert“, „Die Fledermaus“, „Option. Spuren der Erinnerung“, „Der Revisor“, „West Side Story“, „Sonny Boys“ und zuletzt in „Sunset Boulevard“.

MARKUS OBERRAUCH geboren in Bozen, Schauspielausbildung an der Schauspielschule Sachers in Innsbruck. Seit 1994 spielt er bei den Rittner Sommerspielen, am Stadttheater Bruneck, am Theater in der Altstadt Meran, an der Dekadenz Brixen, am Innsbrucker Kellertheater, bei den Tiroler Volksschauspielen Telfs, am Westbahntheater und am Tiroler Landestheater. Seine besondere Begeisterung gilt der Arbeit mit dem Feinripp-Ensemble. Er wirkte u.a. in den Filmen „Bergblut“ (Regie: Philipp J. Pamer), „3 Zimmer.Küche.Tod.“ (Regie: Bastian Zach) und „Der stille Berg“ (Regie: Ernst Gossner), „Ein wilder Sommer“ (Regie: Anita Lackenberger), „Manaslu - Berg der Seelen“ (Regie: Gerald Salmina) mit. An den Vereinigten Bühnen Bozen war er zuletzt in „Option. Spuren der Erinnerung“, „Noch ist Polen nicht verloren“, „Der Revisor“ und in „Immer noch Sturm“ zu sehen.

ANNA UNTERBERGER gebürtige Boznerin, absolvierte 2009 ihre Schauspielausbildung am Konservatorium Wien und war daraufhin zwei Jahre Ensemblemitglied am Salzburger Landestheater. Schon während des Studiums spielte sie in der Kinoverfilmung von George Taboris Theaterstück „Mein Kampf“ an der Seite von Götz George das Gretchen, worauf weitere Engagements für Kinofilme folgten. Seit 2011 lebt sie als freischaffende Schauspielerin in Berlin und war in verschiedenen Film- und Theaterproduktionen zu sehen. Auf der Bühne u.a. an den Vereinigten Bühnen Bozen, am Stadttheater Klagenfurt, bei den Sommerspielen Perchtoldsdorf mit Rollen wie das Käthchen in „Käthchen von Heilbronn“, Erna in Schnitzlers „Das weite Land“ oder Franziska in „Minna von Barnhelm“. Erst kürzlich fand die Kinopremiere von Andreas Dresens Film „Gundermann“ statt, in dem sie an der Seite von Alexander Scheer die weibliche Hauptrolle spielt. An den Vereinigten Bühnen Bozen spielte sie zuletzt in „Mother Song“.

Musicbanda Franui
Franui ist der Name einer ganz bestimmten Almwiese im kleinen, 1402 Meter über dem Meer gelegenen Osttiroler Dorf Innervillgraten, in dem die Musiker von Franui großteils aufgewachsen sind. Das Wort ist rätoromanischen Ursprungs und verweist auf die geografische Nähe Innervillgratens zum ladinischen Sprachraum in den Dolomiten.
Die Musicbanda gleichen Namens spielt seit 1993 in nahezu unveränderter Besetzung und ist bei vielen Festivals und Konzertveranstaltern zu Gast (u.a. Wiener Konzerthaus, Burgtheater Wien, Salzburger Festspiele, Bregenzer Festspiele, Ruhrtriennale, Staatsoper Unter den Linden Berlin, Münchner Opernfestspiele, Isarphilharmonie München, Philharmonie Köln, Elbphilharmonie Hamburg, Schauspielhaus Zürich, Holland Festival, Klarafestival Brüssel, Philharmonie de Paris).
Mit ihren Neuinterpretationen der Lieder von Schubert, Schumann, Brahms und Mahler wurde die Musicbanda Franui über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt. Dabei versteht sich das Ensemble als „Umspannwerk zwischen Klassik, Volksmusik, Jazz und zeitgenössischer Kammermusik“; manches Mal wird die klassische Vorlage in all ihrer Schönheit liebevoll zelebriert, manches Mal vom Kopf auf die Füße gestellt (oder umgekehrt), skelettiert, angereichert, übermalt, weitergedacht. Die Grenzen zwischen Interpretation, Improvisation, Arrangement und (Re-)Komposition verschwimmen.
Bei ihren Konzerten und Musiktheaterproduktionen verbünden sich die Musiker häufig mit herausragenden Bühnenpartnern wie dem Bariton Florian Boesch, dem Autor Hans Magnus Enzensberger, dem Puppenspieler Nikolaus Habjan, dem Wienerlied-Duo „Die Strottern“, dem Maskentheater-Ensemble „Familie Flöz“, dem Chor des Bayerischen Rundfunks, dem Videokünstler Jonas Dahlberg, dem Kabarett-Duo Maschek oder den Schauspielern Regina Fritsch, Dörte Lyssewski, Sven-Eric Bechtolf, Wolfram Berger und Peter Simonischek.
Im Wiener Konzerthaus gestaltet Franui seit 2015 jährlich im Mai das Festival „Gemischter Satz“, bei dem Musik, Bildende Kunst, Literatur und Wein in einem neuen Zusammenspiel präsentiert werden.
Die Tonaufnahmen von Franui erscheinen beim Label col legno und wurden mit mehreren Preisen ausgezeichnet. „Ständchen der Dinge“, das Album zum 25. Geburtstag des Ensembles, erhielt 2018 den Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik. Im Juli 2022 erschien ihr jüngstes Album „Kreisler-Lieder“ (mit Nikolaus Habjan) – eine Hommage zum 100. Geburtstag des großen Liedkomponisten, Dichters, Musikers und Kabarettisten Georg Kreisler.
Musicbanda Franui
Johannes Eder (Klarinette, Bassklarinette)
Andreas Fuetsch (Tuba)
Romed Hopfgartner (Sopran- und Altsaxophon, Klarinette)
Markus Kraler (Kontrabass, Akkordeon)
Angelika Rainer (Harfe, Zither, Gesang)
Bettina Rainer (Hackbrett, Gesang)
Markus Rainer (Trompete, Gesang)
Andreas Schett (Trompete, Gesang, musikalische Leitung)
Martin Senfter (Ventilposaune, Gesang)
Nikolai Tunkowitsch (Violine)
Franui is the name of a mountain pasture close to the small village of Innervillgraten, located at 1,402 meters above sea level in East Tyrol in Austria, where most of the Franui musicians grew up. The word is of Rhaeto-Romanic origin and refers to the proximity of Innervillgraten to the Ladin-speaking region in the Dolomite Alps.
The Musicbanda of the same name have been playing together in nearly the same lineup since 1993 and are frequently invited to perform at major festivals and venues (e.g. Wiener Konzerthaus, Vienna Burgtheater, Salzburg Festival, Bregenzer Festspiele, Ruhrtriennale, Staatsoper Unter den Linden Berlin, Münchner Opernfestspiele, Philharmonie Köln, Elbphilharmonie Hamburg, Schauspielhaus Zurich, Holland Festival, Philharmonie de Paris).
Their adaptations of lieder by Schubert, Schumann, Brahms and Mahler have earned Franui renown beyond the borders of Austria. The ensemble regard themselves as a “transformer station between classical music, folk music, jazz and contemporary chamber music;” sometimes the original is lovingly celebrated in all its beauty, at others it is turned upside up (or down), stripped down to its bare bones, enhanced, painted over, elaborated, in a process that blurs the boundaries between interpretation and improvisation, between arrangement and (re)composition.
For their live shows and music theater productions Franui frequently collaborate with other exceptional performers, including baritone Florian Boesch, writer Hans Magnus Enzensberger, puppeteer Nikolaus Habjan, Viennese song-duo Die Strottern, the mask theater ensemble Familie Flöz, video artist Jonas Dahlberg, comedian duo Maschek or actors Regina Fritsch, Dörte Lyssewski, Sven-Eric Bechtolf, Wolfram Berger and Peter Simonischek.
Since 2015 Franui are in charge of programming the festival “Gemischter Satz” hosted by Konzerthaus Vienna each year in May, which presents new forms of interaction between music, art, literature and wine.
Franui’s albums are released with the label col legno and have won several prizes. In 2018 “Ständchen der Dinge,” the album celebrating the ensemble’s 25th anniversary, won the German Record Critics’ Award.

Alexander Kratzer lebt als Regisseur und Autor in Bern und Bozen. Zahlreiche Engagements an Theatern im deutschsprachigen Raum. In Südtirol arbeitete er auch am Stadttheater Bruneck und bei den Rittner Sommerspielen. An den VBB inszenierte er u.a. „Sonny Boys“ und dokumentarische Projekte wie „Option. Letzte Spuren der Erinnerung“. Von 2020 bis 2022 war er künstlerischer Leiter des Theaters an der Effingerstrasse Bern.

LUIS GRANINGER Der gebürtige Innsbrucker kam nach seiner Ausbildung zum Grafiker über Plakatentwürfe fürs Theater zu ersten Bühnenbildarbeiten. 1993 folgte der Umstieg zur ausschließlichen Theaterarbeit. Heute lebt er mit seiner Familie in München und arbeitet als Bühnen- und Kostümbildner für Schauspiel, Oper und Musical hauptsächlich in Deutschland, Österreich und Südtirol. An den Vereinigten Bühnen Bozen entwarf er bereits die Bühne zu „Der Koffer“, „Option. Spuren der Erinnerung“, „Michael Kohlhaas“, „Oh, wie schön ist Panama“, „Glorious!“, „Bombenjahre“ sowie zu „Wir. Heute! Morgen! Europa. Minderheiten und Autonomien im europäischen Kontext“, „Made in Südtirol. Meine Kindheit“ sowie „Sonny Boys“.

Alexia Engl Bühnen-und Kostümbildnerin, lebt in Innsbruck, Studium in Innsbruck und Lyon (F); von 2000 bis 2004 Ausstattungsassistentin am Tiroler Landestheater; seit 2004 freie Bühnen-und Kostümbildnerin; Engagements am Schauspielhaus Salzburg, Salzburger Landestheater, Theater Phönix Linz, Ensembletheater Wien, Tiroler Landestheater, Westbahntheater Innsbruck, Innsbrucker Kellertheater, Theater praesent sowie am Stadttheater Bruneck und an den Vereinigten Bühnen Bozen. Dort entwarf sie die Kostüme für „Option. Spuren der Erinnerung“, „Oh, wie schön ist Panama“ und „Die Hauptstadt“.stüme für „Option. Spuren der Erinnerung“, „Oh, wie schön ist Panama“ und „Die Hauptstadt“.

MIKE RAMSAUER geboren 1981 in Abtenau (Österreich), lebt und arbeitet als freischaffender Kameramann und Regisseur in Bozen (Italien). Nach dem Architektur-Studium an der Technischen Universität in Graz absolviert er die Ausbildung zum Dokumentarfilm-Kameramann an der ZeLIG-Schule für Dokumentarfilm, Fernsehen und Neue Medien. In weiterer Folge Mitarbeit bei diversen dokumentarischen Cross-Media-Projekten (zum Beispiel am Stadttheater in Bozen) und als Kamera-Assistent bei Spiel- und Dokumentarfilmen. Im Moment arbeitet Mike Ramsauer an einem Kurz-Dokumentarfilm zu den Bombenjahren in Südtirol.