Toteis
Oper von Manuela Kerer
Libretto von Martin Plattner
Produktion: Stiftung Haydn von Bozen und Trient
Koproduktion: Vereinigte Bühnen Bozen und Neue Oper Wien
Als „Heldenmädchen von den Drei Zinnen“ wurde sie bezeichnet: Viktoria Savs. Getarnt als Viktor kommt sie 1915 an die Dolomitenfront. Mit 17 Jahren verliert sie dort ein Bein und kehrt als Kriegsheldin zurück. Die bald vergessene Frontsoldatin tritt 1933 den Nationalsozialisten bei, wo sie sich in ihrer Gesinnung aufgehoben fühlt. Sie arbeitet im 2. Weltkrieg für die Wehrmacht in Belgrad. Bis zu ihrem Lebensende 1979 nimmt Viktoria Savs stolz bei Veteranentreffen teil. So auch in dieser Oper, in der Savs als rostende, androgyne Diva den Menschen und Situationen ihres Lebens wie Gespenstern begegnet. Verwegen blickt sie auf ihre Erlebnisse, ihre Träume und schließlich auf sich selbst. Ausgehend von ihrer Biografie spannt Martin Plattner metaphorisch und mit viel Sprach- und Feingefühl den Bogen von einer „schwierigen“ Frauenfigur hin zu den Mechanismen, die unsere Gesellschaft auch heute bedrohen.
Toteis – ein Gletschereis, welches vom aktiven Teil des Gletschers abgetrennt wurde und sich deshalb nicht mehr bewegt – wird zum Sinnbild für Savs’ amputiertes Bein und totgeglaubte Gesinnungen, die diesem Stoff erschreckende Aktualität verleihen. Viktoria Savs Leben spiegelt den aktuellen wiederkehrenden Nationalismus und aufkeimenden Fanatismus. Die Farben ihres Charakters inspirieren Manuela Kerer zu Klangfarben. Sie schwingen – wie Viktoria selbst – oft zwischen den Zeilen. Für den Tiroler Autor Martin Plattner ist „Toteis“ ein wahnwitziges, mitunter bitterböses „Heldenmärchen“.
Manuela Kerer staunt gern und ist ständig auf der Suche nach neuen Klängen, Überraschungen und Herausforderungen. Sie absolvierte Studien der Komposition, Violine, Psychologie und Jura in Innsbruck und Mailand und verbindet diese Disziplinen in ihrer Musik. Aufführungen in New York, Berlin, Wien, Rom, London oder am Titicacasee mit u.a. Solistenensemble Kaleidoskop Berlin oder Klangforum Wien. Zahlreiche CD-Einspielungen (Verlag: Breitkopf & Härtel).
Martin Plattner studierte Komparatistik an der Universität Innsbruck und lebt als freier Schriftsteller in Wien. Sein Stück „antimortina“ war das Siegerstück der Bozner Autorentage 2015 und wurde 2017 an den VBB uraufgeführt. Weitere seiner Arbeiten wurden u.a. am Landestheater Linz, am Landestheater Innsbruck, am brut im Künstlerhaus in Wien und im Laboratorio Arte Alameda in Mexiko-Stadt gezeigt. Plattner wurde für seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Thomas-Bernhard-Stipendium (Verlag: Thomas Sessler).
Wie glücklich ich mich schätze, mein Leben mit einer großen Familie verbringen zu dürfen!
Walter Kobéra ist seit 1991 musikalischer Leiter der Neuen Oper Wien und seit 2003 auch deren Intendant. 1978-2002 war er Mitglied des Tonkünstler-Orchesters, 1986 gründete Kobéra das Amdeus Ensemble-Wien, das sich in den letzten Jahren besonders auf das zeitgenössische Musiktheater spezialisiert hat. 2006 fand mit der Uraufführung von „Radek“ von Richard Dünser die erste Koproduktion mit den Bregenzer Festspielen statt, weitere folgten. Unter Kobéras Leitung spielten bereits zahlreiche Orchester, darunter das Bruckner Orchester Linz, das slowakische Rundfunkorchester Bratislava und das Baltic Philarmonic. Von Presse und Publikum umjubelt waren seine Interpretationen u. a. von Alban Bergs „Lulu“, Brittens „Billy Budd“, Lachenmanns „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ und die ihm gewidmete Oper „PARADISE RELOADED (Lilith)“ von Peter Eötvös. 2013 feierte er sein Debüt an der Kölner Oper, 2016 am Teatro Cólon in Buenos Aires und am Teatro dell’Opera in Rom. 2017 dirigierte er erstmals in Madrid. 2014 wurde unter Kobéras musikalischer Leitung die Oper „Biedermann und die Brandstifter“ von Šimon Voseček in Bozen aufgeführt. Im Rahmen der Opernsaison OPER.A 20.21 dirigierte er 2016 in Trient die Oper „Die Nase“ von Dmitrij Šostakovič.
Mirella Weingarten studierte Bildhauerei, Schauspiel und Bühnenbild in Edinburgh, London und Hamburg. Sie arbeitete sieben Jahre bei der zeitgenössischen Oper Berlin als Bühnenbildnerin und parallel als Regisseurin und Choreographin im Bereich Tanztheater und Musiktheater. Seit 1999 ist sie selbständig als Regisseurin und Bühnenbildnerin tätig und ist seit 2011 Künstlerische Leiterin der Schlossmediale Werdenberg, dem Festival für Alte Musik, Neue Musik und audiovisuelle Kunst in der Schweiz. Ihre Tätigkeiten als Regisseurin und Bühnenbildnerin führten sie u.a. an das Haus der Berliner Festspiele, die Komische Oper, das Konzerthaus Berlin, das Radialsystem, die Bregenzer und Salzburger Festspiele, die Biennale Venedig, zur Expo Zaragoza, nach Weimar, Leipzig, Hamburg, Innsbruck, Rom, St. Gallen, Basel, Bern, Luzern, Schwetzingen, Amsterdam, Athen, London, Adelaide u.v.a.
Julia Müer lebt in Dresden und Kopenhagen. Sie studierte zunächst Kunstgeschichte und Philosophie und anschließend Bühnen- und Kostümgestaltung an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. 2005 folgte ein zweijähriges Masterstudium. Julia Müer ist Preisträgerin des European Opera Directing Prize 2007 und des Ringaward 2008. Als Kostüm- und Bühnenbildnerin arbeitete sie u.a. an der Oper in Malmö („Vanessa“), der Staatsoper in Budapest („Der Rosenkavalier“), der Frankfurter Oper („Mord im Dom“, „Barabbas-Dialoge“, „Hänsel und Gretel“, „L‘incoronazione di Poppea“), der Volksoper Stockholm („Madame Butterfly“), der Semperoper Dresden („Faust“, „Dr. Rainer“), die Königlich Dänische Oper Kopenhagen („Albert Herring“, „Otello“, „Lohengrin“), die Deutsche Oper Berlin („Nabucco“), die Opéra national du Rhin Strasbourg („La clemenza di Tito“), die Opéra national de lorraine Nancy („Semiramide“), die Staatsoper Hannover („Die Zauberflöte“) und beim Opernfestival in Glyndebourne („Ariadne auf Naxos“). Julia Müer arbeitete mit Regisseuren wie Keith Warner, Nicola Raab, Christiane Lutz, Katharina Thoma und Ute M. Engelhardt zusammen.
Norbert Chmel studierte an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien. Seit 1989 ist er freiberuflich als Lichtdesigner tätig. 1991 gründete er die Light Designer Engineering GmbH und arbeitet für Theater, Oper, Architektur und Ausstellungen. Er arbeitete u.a. für die Wiener Festwochen, die Neue Oper Wien, die Wiener Kammeroper, die Festivals KlangBogen und OsterKlang in Wien sowie für die Bregenzer und Salzburger Festspiele. Darüber hinaus betreut er seit 2013 verschiedene Architekturlicht-Projekte im Ausland darunter PROJECT-LIGHT.
Elisabeth Thaler geboren in Bozen, Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft und Germanistik an der Universität Innsbruck. 2006 Dramaturgiehospitanz am Tiroler Landestheater. Von 2007-2012 Dramaturgieassistentin, anschließend Dramaturgin an den Vereinigten Bühnen Bozen. Freie Mitarbeiterin bei den Freilichtspielen Lana.