Spielzeit 2022-23
Zum Stück
Aus dem Englischen von Gerhild Steinbuch
Der Weltklimarat bezeichnete es 2022 in seinem sechsten Bericht erstmals als „eindeutig“, dass der Klimawandel eine Gefahr für das Wohl der Menschen und unseres Planeten darstellt. Und während die Staaten, in fast schon üblicher Manier, nach jedem Bericht ihre Klimaziele zögerlich anpassen, ist der Klimawandel in Form von Waldbränden, Gletscherschmelze, Überschwemmungen und anderen extremen Wetterereignissen längst vor unserer Haustür angekommen. Das Zeitfenster für unseren Handlungsspielraum schließt sich und jede einzelne unserer Entscheidungen zählt. Das zeigt auch die junge britische Autorin Chris Bush exemplarisch in „Kein Weltuntergang“. Fragmentarisch spielt sie ein und dieselbe Erzählung in unzähligen Möglichkeiten durch – schnell wird dabei deutlich, dass auch kleine Details den Lauf der Dinge verändern können: In einem Bewerbungsgespräch versucht Dr. Anna Vogel, einen Job am Institut der renommierten Klimaforscherin Prof. Uta Oberdorf zu ergattern. Dabei gerät sie immer wieder ins Straucheln – mal durch das Patriarchat, mal durch den Generationenkonflikt, mal durch die eigene Inkonsequenz, ihre persönlichen Überzeugungen in ihrem Handeln umzusetzen.
Chris Bush überlässt es dem Publikum, die Leerstellen der Erzählung zu füllen. Am Ende steht jedoch der tragische Tod einer der beiden Wissenschaftlerinnen und dazwischen: eine trauernde Tochter, Wassermelonenschnee, hungrige Bären und die Tragödie des Hummers. Bush geht die Wege dieses weit verästelten „Hyperobjektes“ Klimawandel mit dem Publikum ab, das seine Wurzeln längst in alle unsere Lebensbereiche geschlagen hat.
Chris Bush *1986 in Sheffield, England, ist Dramatikerin, Lyrikerin, Theatermacherin und stellvertretende Leiterin der Sheffield Theatres. Für ihre Theaterstücke und auch Musicals gewann sie diverse Auszeichnungen, darunter zwei „UK Theatre Awards“, einen „Brit Writers’ Award“ und ging als Gewinnerin des „National Young Playwrights Festival“ hervor. Chris Bush lehrt dramatisches Schreiben am National Theatre in London und ist Gastdozentin an der University of York. „Kein Weltuntergang“ ist ihre erste ins deutsche übersetzte Arbeit.
Besetzung

Sophia Aurich *1992 in Berlin, hospitierte zunächst bei Sebastian Baumgarten und Barrie Kosky, bevor sie 2012 das Studium der Theaterwissenschaft und Philosophie an der FU Berlin aufnahm. 2014 gab sie ihr Regiedebüt mit „Nie im Leben“ nach Motiven von Jean-Paul Sartre am Theater im Kino Berlin. 2016 bis 2020 war sie Regieassistentin am Konzert Theater Bern, wo sie 2019 die Uraufführung „Jemandland“ von Ivona Brđanović und „Orest“ in einer Bearbeitung von John von Düffel inszenierte. 2021 folgte dort mit „Die schmutzigen Hände“ ein weiterer Sartre. Seit 2020 arbeitet sie als freischaffende Regisseurin.
Spielzeit 2022- 23
<s>KEIN</s> WELTUNTERGANG
Ayşe Gülsüm Özel, geboren in Istanbul, studierte Bühnen- und Kostümbild an der Kunsthochschule Berlin Weißensee und schloss ihr Studium im Animationsbereich ab. Sie arbeitet freiberuflich aus Berlin, realisiert ihre Ausstattungen in Filmen und auf den Theaterbühnen, produziert Videos für Theater- und Opernproduktionen und führt eigene Videoarbeiten aus. Bühnen u.a. in Dortmund, München, Mannheim, Nürnberg, Saarbrücken, Bozen und Bern haben ihre Arbeiten beheimatet. Ihre Aktivitäten im Bereich Film und Video führten zur Teilnahme an den 67. Internationalen Filmfestspiele Berlin als Berlinale Talent und mit ihrer Videoarbeit erhielt sie ein Stipendium von The Corporation of Yaddo NY/USA. Zuletzt zeichnete sie für Bühne und Video von „Gott“ in der Spielzeit 2020-21 an den VBB verantwortlich.

Friederike Wrobel, *1991 in Hamburg, studierte Deutsche Sprache und Literatur sowie Medien- und Kommunikationswissenschaft in Hamburg. Dort sammelte sie erste Erfahrungen am Deutschen Schauspielhaus, als Regieassistentin in der freien Szene und als Hospitantin in der Dramaturgie des Thalia Theaters. 2018 schloss sie ihr Masterstudium Dramaturgie an der Theaterakademie August Everding in München ab. Während des Studiums war sie als Produktionsdramaturgin am Akademietheater in München im Bereich Schauspiel, bei interdisziplinären Stückentwicklungen und Performances sowie dokumentarischen Projekten tätig. 2017 organisierte sie als künstlerische Co-Leiterin das internationale, studentische Festival UWE und war Jurymitglied beim Festival SETKÁNÍ/ENCOUNTER in Brno. Es folgten Tätigkeiten bei den Münchner Festivals SPIELART 2017 und RODEO 2018. Seit der Spielzeit 19/20 ist sie Dramaturgin an den Vereinigten Bühnen Bozen.