Geschichten aus dem Wiener Wald
von Ödön von Horváth
Der Fleischhauer Oskar, der Besitzer der Puppenklinik und Spielwarenhandlung „Zum Zauberkönig“ und seine Tochter Marianne sowie die Trafikantin Valerie träumen in einer stillen Straße im 8. Wiener Bezirk vom großen Glück. Marianne ist Oskar versprochen, liebt ihn aber nicht. Am Tag ihrer Verlobung verliebt sie sich in den Spieler und Lebemann Alfred, sie trennt sich von Oskar und entscheidet sich gegen den Willen des Vaters für die Liebe. Der Traum hält nicht lange. Ein Jahr später sind Marianne und Alfred Eltern eines Jungen geworden, und Armut bestimmt ihr Leben. Alfred drängt seine Frau dazu, das Kind in die Obhut seiner Mutter und Großmutter in die Wachau zu geben und als Tänzerin im Nachtclub Maxim zu arbeiten. In ihrer Not stiehlt Marianne Geld und kommt ins Gefängnis. Dank Valerie ist ihr Vater zur Versöhnung bereit, doch Mariannes Hoffnung auf Glück wird erneut gebrochen.
Ödön von Horváths Volksstück bildet den Höhepunkt seines dramatischen Schaffens. Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise der 30er-Jahre zeichnet er eine kleinbürgerliche Gesellschaft, die zwischen Naivität, Selbstsucht und Verlorenheit um Anerkennung und Liebe kämpft. Horváths Figuren sind heutige Menschen, die sich durch ihr Sprechen und Handeln selbst entlarven und die Welt so schildern, wie sie eben ist.
Ödön von Horváth *1901 in Sušak (Kroatien), verbrachte seine Kindheit in Belgrad, Budapest, Pressburg und München. 1920 begann Horváth Gedichte und Kurzgeschichten zu schreiben. 1924 übersiedelte er nach Berlin, wo er sich immer stärker dem Drama widmete. Seine bekanntesten Werke sind „Glaube Liebe Hoffnung“ und „Kasimir und Karoline“. Für „Geschichten aus dem Wiener Wald“ erhielt er den Kleist-Preis. Neben seinem dramatischen Werk schrieb er auch zeitkritische
Romane, u.a. „Jugend ohne Gott“. Mit 36 Jahren wurde Horváth in Paris von einem herabstürzenden Ast erschlagen.
Carina Riedl *1983 in Vöcklabruck/Oberösterreich, studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie Kunstgeschichte an der Universität Wien. Regieassistentin am Burgtheater. Einrichtung szenischer Lesungen u.a. für das Burgtheater, Schauspielhaus Wien und Volkstheater Wien. Inszenierungen u.a. am Burgtheater, Schauspielhaus Graz, an der Garage X, am Badischen Staatstheater Karlsruhe, Volkstheater Wien, Schauspielhaus Wien und Nordharzer Städtebund Theater. 2012 − 2013 inszenierte sie an den Vereinigten Bühnen Bozen das Stück „Illegal“.