Zum Stück
Publikumsgespräch nach jeder Vorstellung
Gehen oder bleiben — Knapp 235.000 deutschsprachige Südtiroler/-innen standen 1939 vor der Option, dem Ruf Hitlers zu folgen und ins Deutsche Reich auszuwandern oder in Italien zu bleiben und möglicherweise in den Süden umgesiedelt zu werden. Der Riss ging durch viele Familien, entzweite Eltern und Kinder, Geschwister und Freunde. Entschied man sich zu gehen, war man ein Heimatverräter, weil man Grund und Boden verließ, auf dem schon die eigenen Väter gelebt hatten. Entschied man sich zu bleiben, war man ebenso ein Heimatverräter, denn man stellte sich so auf die Seite des italienischen Regimes. Über 80% wählten die deutsche Staatsbürgerschaft. 75.000 waren bereits bis 1943 nach Österreich und Deutschland gefahren, als die Aussiedlung mit der Besetzung Südtirols durch die Deutsche Wehrmacht gestoppt wurde.
75 Jahre Option ist der Ausgangspunkt für dieses Projekt, in dessen Mittelpunkt Zeitzeuginnen und Zeitzeugen stehen. Ihre Biografien werden zum Gegenstand der theatralen Erzählung. Gemeinsam mit Schauspielerinnen und Schauspielern sowie der Musicbanda Franui betreten sie die Bühne und schlagen eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart. Dabei erklingen Lieder und Instrumentalstücke, die im Zuge der Option auf Tonband aufgezeichnet wurden und für diesen Abend neu arrangiert werden. Ein außergewöhnliches Theaterprojekt mit Live-Musik, das Erinnerung, Authentizität und die Kraft des Erzählens vereint.
Alexander Kratzer *1971 in Innsbruck, lebt als Regisseur, Autor und Schauspieler in Innsbruck und Bozen. 2001-2004 Ensemblemitglied am Tiroler Landestheater Innsbruck. Künstlerischer Leiter des Theaters StromBomBoli. Zahlreiche Engagements als Regisseur und Schauspieler u.a. am Theater Phönix Linz, Tiroler Landestheater Innsbruck, Schauspielhaus Salzburg, Innsbrucker Kellertheater, Theater des Kindes Linz, Stadttheater Bruneck, Theater an der Effingerstrasse Bern, Volkstheater Wien. 2012-2013 inszenierte er an den Vereinigten Bühnen Bozen die Uraufführung „Der Koffer“.
Die Musicbanda Franui aus Osttirol ist bei bedeutenden Festivals und Konzertveranstaltern regelmäßig zu Gast (u.a. Wiener Festwochen, Burgtheater Wien, Tiroler Festspiele Erl, Philharmonie und Grand Théâtre Luxembourg, Les Nuits de Fourvière Lyon, KunstFestSpiele Herrenhausen, Kölner Philharmonie, Theater Basel). Sie realisierten mehrere Theaterprojekte, u.a. bei der Ruhrtriennale und den Bregenzer Festspielen. 2012 Uraufführung des Musiktheaterstücks „Meine Bienen. Eine Schneise“ von Händl Klaus und Franui bei den Salzburger Festspielen. CDs: „Schubertlieder“, „Brahms Volkslieder“, „Mahlerlieder“, „Full of Love“, „36 Stunden“ (col legno).
Stadttheater Bozen / Großes Haus

Erzählcafé
Zeitzeugen der Option zu Gast
Rund um das Theater-projekt „Option. Spuren der Erinnerung“ (Premiere am 15.02.2014) erzählen Menschen, die die Option miterlebt haben, von ihren Erinnerungen und Erlebnissen. Ein offenes Gespräch, bei dem jeder mitreden darf.
15.01.2014 — 20 Uhr
29.01.2014 — 20 Uhr
Stadttheater Bozen / Foyer Studio
Eintritt frei
Literatur zu Gast
Die Option in der Südtiroler Literatur
Die Option hat als historisches Ereignis und menschlich sehr bewegende Zeit einen eindrucksvollen Niederschlag in der Südtiroler Literatur gefunden. Welches waren die zentralen Themen? Was kam auch in der Literatur nie zur Sprache? Welche Argumente der Optanten und Dableiber haben sich zu Erzählmustern verfestigt? Es lesen Schauspielerinnen und Schauspieler der Vereinigten Bühnen Bozen, ein Gespräch mit der Literaturwissenschaftlerin Brigitte Foppa führt in die Thematik ein.
Konzeption: Ina Tartler, Thomas Kager (Edition Raetia)
04.02.2014 — 20 Uhr
Stadttheater Bozen / Foyer Großes Haus
Eintritt frei
In Zusammenarbeit mit Edition Raetia
Im Kino zu Gast
Heimkehr von Gustav Ucicky
März 1939: In einem kleinen Ort in Ostpolen gerät die kulturelle Identität der hier lebenden deutschen Minderheit in Gefahr. Lehrerin Maria — übrigens hervorragend gespielt von Paula Wessely — wehrt sich gegen Unrecht und Willkür, doch die rassistischen Übergriffe der Polen steigern sich ins Unerträgliche. Für die Deutschen gilt nur mehr ein Gedanke: Heim ins Reich. — „Heimkehr“ (1941) ist der NS-Propagandafilm par excellence und einzige Spielfilm zum Thema Option, der in dieser Zeit entstanden ist.
Einführung Ina Tartler
Nachgespräch mit dem Historiker Dr. Stefan Lechner
12.02.2014 — 20 Uhr
Im Filmclub Bozen
In Zusammenarbeit mit Filmclub Bozen